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Typisch deutsch! Englischfehler, die Muttersprachler nerven… Teil 3

Do you drink tea or coffee? (Kurz überlegen…)- I drink in the morning coffee, in the afternoon tea! Und schon hat man sich wieder als typisch deutscher Sprecher zu erkennen gegeben…
Die Grundstrukturen einer Sprache schreiben uns ziemlich streng vor, in welcher Reihenfolge wir Gedanken zusammenbauen dürfen. Im Deutschen dürfen wir mehr oder weniger machen, was wir wollen, solange das finite Verb, das über Person, Anzahl und Zeit Auskunft gibt, an zweiter Stelle im Hauptsatz steht. Am Morgen trinke ich Kaffee, Kaffee trinke ich am Morgen, ich trinke am Morgen Kaffee: Alle drei Varianten sind gutes Deutsch. Sie unterscheiden sich durch den Fokus. Der erste Satz handelt davon, was ich morgens tue, der zweite davon, wann ich Kaffee trinke, der dritte von mir und meinen Gewohnheiten. Wir haben im Deutschen diese Freiheit, weil unsere Verben über die Person jederzeit Auskunft geben: Ich trinke, du trinkst, sie trinkt usw. Deshalb ist es egal, ob ein Täter, ein Subjekt, vor oder nach dem Verb kommt. Die beiden sind durch die Verb-Endung einander zugeordnet.
Das ist im bekanntlich endungsarmen Englisch nicht so. Ein Subjekt muss hier unmittelbar vor dem zugehörigen Verb stehen. Sonst weiß das Englische nicht, wer Täter und wer Opfer ist! Nebenbei ist das ein Grund, warum die Eingangsfrage Do you drink tea or coffee? die bei Lernenden berüchtigte „Umschreibung mit to do“ benötigt: you drink muss auch in der Frage in dieser Reihenfolge zusammenbleiben!
Aber soweit stimmt mein englischer Satz I drink in the morning coffee doch? Ja. Aber was für Täter gilt, gilt auch für Opfer, für Objekte: Auf die Position kommt es an. Ein Objekt ist das, was im Englischen unmittelbar hinter dem Verb kommt: I drink coffee in the morning muss es deshalb heißen, oder – da sind wir dann flexibel: In the morning I drink coffee. Solange Subjekt und Objekt das Verb einrahmen, ist alles Paletti. Man versteht Sie, egal, was für Fehler Sie sonst machen mögen. Andere Anordnungen verletzen ein Grundgefühl dafür, was ein Satz ist. Darum ist es umgekehrt nicht leicht, Englisch sprechenden Deutschlernern den Satz am Morgen ich trinke Kaffee abzugewöhnen. Die deutsche Anordnung am Morgen trinke ich Kaffee widerspricht für sie jeder gefühlten „Folgerichtigkeit“. Sie nervt!
Es ist also immer schwierig, sich in eine fremde Syntax einzuleben: Wir halten nur unsere eigene, muttersprachliche Gedankenfolge für „logisch“ oder „natürlich“, weil wir unseren Satzbau gleichzeitig mit dem Denken gelernt haben. Da hilft dann nur viel, viel üben – und die Erkenntnis, dass jede Sprache nun mal ihren eigenen Blick auf die Welt hat. Dieser Blick zeigt sich weniger darin, was sie kann. Jede Sprache kann prinzipiell jeden Gedanken ausdrücken und modellieren. Er zeigt sich in dem, was sie muss. Und die englische Sprache muss die Sequenz Subjekt – Verb – (Objekt) unter allen Umständen einhalten. Will sie anders fokussieren, hat sie ihre Tricks: Coffee is what I drink in the morning. Subjekt (Coffee) – Verb (is) – Objekt (what I drink in the morning). Das geht dem Englischsprecher runter wie Öl. Alles andere nervt.

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